Christoph Kumpan erzählt im Interview von seinem Lieblingsort auf dem Campus, seinen Forschungsschwerpunkten und wohin er gern mit seinen Kindern ins Hamburger Umland fährt
Vonseiten des Alumni-Vereins nochmals ein herzliches Willkommen an der Bucerius Law School. Sie hatten einen Start, der wahrscheinlich viel außergewöhnlicher war als der von allen anderen Professorinnen und Professoren hier. Wie sahen denn Ihre ersten Wochen als Mitglied der Hochschulgemeinschaft aus?
Erst einmal herzlichen Dank für das warme Willkommen. Ich war wirklich beeindruckt, wie ich von allen Seiten per E-Mail oder auch per Zoom Glückwünsche und Willkommensgestern erhalten habe. Die Hochschulleitung hat sich sogar mit Blumenstrauß und kleinem Präsent gemeldet. Trotz der schwierigen äußeren Umständen, die im März / April herrschten, war es ein wirklich schönes Ankommen.
Das freut uns natürlich sehr. Gerade diese Hochschule lebt ja sehr von der Gemeinschaft. Haben Sie sich denn mittlerweile gut auf dem Campus eingefunden und sich in Ihrem Büro im neuausgebauten Dachgeschoss des Südflügels eingerichtet?
Wegen der momentan besonderen Umstände war ich bisher eher selten an der Hochschule. Ich suche immer noch den ein oder anderen Ort, obwohl ich schon zweimal durch die Law School getourt bin, um mir die Lage der verschiedenen Räume genauer vor Augen zu führen. Sagen wir es so: Der Einzug ist noch im Werden.
Haben Sie denn trotzdem schon einen Lieblingsort hier auf dem Campus, der Ihnen besonders gefällt?
Sehr schön finde ich genau diesen Ort hier, an dem wir gerade sitzen. Hier habe ich auch schon mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Seminars gesessen, das ich in diesem Sommer im Schwerpunkt Gesellschafts und Kapitalmarktrecht unterrichtet habe. Wir hatten zum Glück die Möglichkeit einer Präsenzveranstaltung und haben uns mittags einfach zusammen auf die Wiese gesetzt. Ich bin wirklich beeindruckt, mit welcher Liebe hier alles gepflegt wird. Wenn man hier auf dem Campus sitzt und sich umschaut, ist das wie eine Oase in der Stadt.
Es gab einen Geschäftsführer, der die Bucerius Law School als Robinson-Club mit angeschlossener Bibliothek bezeichnet hat. Kommen wir nun zu ihrer Forschung: Was sind denn Ihre Forschungsprojekte, die Sie für die nächsten Jahre hier an der Bucerius Law School planen? Wo liegen Ihre besonderen Interessen?
Ich bin im Wesentlichen im Kapitalmarktrecht verankert. Gerade bin ich dabei, mich mit dem Thema Shortselling näher zu beschäftigen. Während der Corona-Pandemie ist das Leerverkaufen wieder stark unter Beobachtung geraten. Des Weiteren interessieren mich die neuen Entwicklungen rund um Digitalisierung und künstliche Intelligenz. Das spielt auch im Kapitalmarktrecht eine ganz wesentliche Rolle, da auf den Kapitalmärkten viele neue Entwicklungen schnell aufgegriffen werden. Es kommt aber auch ein persönliches Interesse hinzu. Schon früher habe ich mich mit diesen Themen beschäftigt. Ich könnte mir vorstellen, dass diese Themen die Möglichkeit bieten, mit verschiedenen Kollegen, Mitarbeitern und Studierenden zusammenzuarbeiten und nochmal einen zusätzlichen Blickwinkel – auch auf das eigene Fach – gezeigt zu bekommen. Ich würde diese Themen hier gern in Angriff nehmen.
Beruflich sind Sie ja nicht zum ersten Mal hier in Hamburg, sondern Sie waren auch schon zur Promotion und Habilitation in Hamburg, nämlich am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht. Wie ist es denn jetzt, als Professor wieder zurückzukommen?
Es ist prima. Und Hamburg ist eine tolle Stadt. Ich habe – seitdem ich hierhergezogen bin, um am MPI mit meiner Doktorarbeit zu beginnen und als Mitarbeiter dort tätig zu werden – mit meiner Familie immer in Hamburg gewohnt. Wenn ich beruflich in einer anderen Stadt beschäftigt war, bin ich gependelt, sei es nach Münster, Berlin oder Halle. Jetzt auch in Hamburg arbeiten zu können und dann auch noch an der Bucerius Law School, ist sehr schön. Ich war schon während meiner Zeit am MPI regelmäßig bei Veranstaltungen hier, insbesondere bei Veranstaltungen des IUKR, die damals noch von Herrn Veil und Herrn Kämmerer ausgerichtet wurden. Ich habe immer mit einem Auge auf die Bucerius Law School geschielt. Dass ich jetzt tatsächlich hier gelandet bin, freut mich natürlich außerordentlich.
Wenn Sie sagen, dass Sie schon so lange hier in Hamburg wohnen: Gibt es irgendwelche Orte, Museen, Restaurants oder Kneipen, die Sie schon in der Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am MPI besucht haben und zu denen Sie heute immer noch gehen?
Einmal das Bucerius Kunst Forum. Jetzt habe ich sogar eine Karte, mit der ich dieses einfach so besuchen kann. Wenn man sich mehr für die Natur interessiert, denke ich an den Wildpark Schwarze Berge. Da gehe ich jetzt mit meinen Kindern und meiner Frau gern hin. In einer großen Stadt zu leben, die zugleich viel Grün aufweist und mit der Natur verbunden ist, war immer mein Wunsch. Das ist auch das, was mich am Campus der Law School so begeistert.
Wenn Sie auf Anfang Ihrer Studienzeit zurückzucken, aber auch auf die Jahre, die es dauert, bis man Professor wird: Was sind die wichtigsten Tipps, die Ihnen mit auf den Weg gegeben worden sind und die Sie jüngeren Leuten mit auf den Weg geben würden?
Ob das jetzt ein Tipp ist, weiß ich nicht. Aber ich glaube, für mich war ganz, ganz wichtig, dass ich mich bemüht habe, jede Möglichkeit wahrzunehmen, die mir bei der Überlegung helfen konnte, was ich später einmal beruflich mit Jura anfangen wollte. Es ging mir darum, möglichst viele Einsichten zu bekommen, also vor allem Praktika zu absolvieren und unterschiedliche Stationen im Referendariat auszuprobieren. Häufig habe ich dann vor allem herausgefunden, was ich nicht tun wollte. Aber je mehr Einblick man gewinnt, was man mit seinem Studium in der Rechtspraxis machen kann, umso wahrscheinlicher ist es, dass man dann auch das findet, für das man wirklich brennt – und mit Jura kann man so viel machen. Man kann – wie dies ein Rechtsphilosophieprofessor damals in meinem ersten Semester gesagt hat – Rechtsanwender oder auch Social Engineering sein. Wenn man sich wirklich darauf konzentriert, was man kann und was einen interessiert, kann man immer etwas finden, das zu einem passt. Das macht Jura zum besten Fach, das man studieren kann.
Und dann war es also so, dass der akademische Weg der einzige war, den Sie sich so richtig vorstellen konnten?
Da bin ich hineingewachsen. Viel habe ich meinem akademischen Lehrer Herrn Professor Hopt zu verdanken, der mir viele Freiheiten gegeben hat und gleichzeitig immer wieder als Sparringspartner zur Verfügung stand. Er hat mir gezeigt, was Wissenschaft im Recht bedeutet; dass es mehr ist, als nur ein paar Artikel zu schrieben. Es sind die Diskussionen mit den anderen Professoren, aber auch mit Studierenden. Es geht darum, die eigenen Ideen und Gedanken an der Rechtswirklichkeit zu prüfen, insbesondere, wenn man für Gesetzesvorlagen eingespannt wird und dort seine Meinung einbringen darf. Es ist die Möglichkeit, immer wieder mit jungen Leuten ins Gespräch zu kommen und mit tollen, neuen Gedanken konfrontiert zu werden. Diese Vielfalt hat mich so stark eingenommen, dass ich gegen Ende meiner Doktorarbeit wusste, dass ich den akademischen Weg weitergehen möchte.
Julia Tittel (Jg. 2009)
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